Stradas Magnum ac Novum Opus
DFG-Projekt Jacopo Stradas Magnum ac Novum Opus: Ein numismatisches Corpus des 16. Jahrhunderts
Laufzeit: 2015–2022
Als im Dreißigjährigen Krieg die Schweden die Kunstkammer des Herzogs von Bayern in München plünderten, war das bekannteste Objekt das Corpus mit numismatischen Zeichnungen von Jacopo Strada, Magnum ac Novum Opus continens descriptionem vitae, imaginum, numismatum omnium tam Orientalium quam Occidentalium Imperatorum ac Tyrannorum, cum collegis ac coniugibus liberisque suis, usque ad Carolum V. Imperatorem. Die 30 Bände mit den hauptsächlich kaiserzeitlichen Münzen gelangten schließlich in die Bibliothek des Herzogs Ernst des Frommen von Sachsen-Gotha-Altenburg, der heutigen Forschungsbibliothek Gotha (Chart. A 2175, 1–14, 16–30). Strada hat wahrscheinlich einen Dukaten für jede der ca. 8.500 Zeichnungen erhalten, in Feder und Tusche auf Folio ausgeführt. Sie waren von seinem ersten Patron, Hans Jakob Fugger, bei ihm in Auftrag gegeben worden. Herzog Albrecht V. von Bayern erwarb die losen Blätter später, zusammen mit Fuggers Bibliothek und Sammlung. Er ließ sie prachtvoll in rotes Leder binden und die Einbände mit seinem Porträt und Wappen versehen.
Obwohl dieses Münzcorpus damals hochgeschätzt wurde, blieb es bis zum Beginn dieses Projekts weitgehend unerforscht. Die Gründe dafür liegen im Aufschwung der wissenschaftlichen numismatischen Forschung Ende des 18. Jahrhunderts. Da das Corpus deren Anspruch nicht mehr genügte, verlor es sehr an Renommee.
Herzog Albrecht hatte nicht die Münzbeschreibungen Stradas erworben, die nach dessen Aussage komplementär zu den Münzzeichnungen sein sollen. Sie sind ein separates Werk, das in zwei Kopien in Wien und Prag überliefert ist, mit dem Titel A<ureorum> A<rgenteorum> A<ereorum> NumismatΩn Antiquorum ΔΙΑΣΚΕΥΕ. Daher wurden dessen Beschreibungen nie mit den Zeichnungsbänden verglichen. Diese elf Bände enthalten strukturierte und methodische Beschreibungen, Anmerkungen und Herkunftsangaben, wo Strada die Münzen gesehen haben will. Dadurch war eine genaue Untersuchung von Stradas Interpretationen der Münzen möglich, wodurch sich wiederum die Möglichkeit eröffnete, die Herangehensweise der damaligen Antiquare im Detail zu studieren.
Die wichtigste Voraussetzung für diese vergleichenden Studien war die Digitalisierung von Zeichnungen und Texten, um sie vergleichen zu können. Die Münzen und Beschreibungen wurden, wenn sich ein antikes Original als Vorbild identifizieren ließ, in die Datenbank des Census of Antique Works of Art and Architecture Known in the Renaissance, unserem Projektpartner, eingegeben. Die Münzbeschreibungen wurden darüber hinaus zusätzlich in die Datenbank „Translatio Nummorum“ eingepflegt (KHI Florenz), um den Text und die nicht mit einem antiken Original verbundenen Münzzeichnungen zugänglich zu machen.
Als Ergebnis des Projekts entstand eine digitale Edition der Zeichnungen von Stradas Magnum ac novum opus und der dazugehörigen Beschreibungen des A<ureorum> A<rgenteorum> A<ereorum> NumismatΩn Antiquorum ΔΙΑΣΚΕΥΕ, die über die Datenbanken des Census und des KHI in Florenz allgemein zugänglich ist.
2022 erschien im Michael Imhof Verlag eine von Volker Heenes und Dirk Jacob Jansen verfasste Monographie unter dem Titel Magnum ac novum opus. A Sixteenth Century Corpus of Ancient Numismatics. Darin werden ausgewählte Zeichnungen Stradas zusammen mit den Münzbeschreibungen veröffentlicht und kommentiert. Weiter enthält die Publikation eine Zustandsbeschreibung des Materials, Angaben zu dessen Herkunft und eine Rekonstruktion der Reihenfolge der Münzzeichnungen, wie Strada sie ursprünglich geplant hatte. Darüber hinaus erfolgt eine Einordnung des Magnum ac novum opus in die Wissenschaftsgeschichte der Numismatik und in den Kontext der antiquarischen Studien im 16. Jahrhundert. Im Anhang sind zusätzlich eine Auswahl von Transkriptionen und Übersetzungen der wichtigsten Textstellen veröffentlicht.

Kontakt
Projektleitung:
Prof. Dr. Martin Mulsow
+49 361 737‑1700
martin.mulsow(at)uni-erfurt.de
Projektpartner:
Forschungsbibliothek Gotha
, Census of Antique Works of Art and Architecture Known in the Renaissance
Wissenschaftliche Mitarbeiter:
Dr. Volker Heenes
volker.heenes(at)icloud.com
Dr. Dirk Jacob Jansen
Forschungszentrum Gotha der Universität Erfurt
+49 361 737‑1731
dirk_jacob.jansen(at)uni-erfurt.de
Postanschrift: Schloss Friedenstein, 99867 Gotha